Highlights
- Rückgang im Konzernergebnis um 11,0 % auf 471,7 Mio. Euro
- Ergebnisbelastung von rund 162 Mio. Euro aus dem österreichischen Vertriebsgeschäft für Strom und Erdgas
- Anstieg des Anteils erneuerbarer Erzeugung auf 84,4 % (Vorjahr: 77,0 %)
- Dynamischer Ausbau der Windkraft- und Photovoltaikkapazitäten auf 477 MW bzw. 93 MWp
- Baubeginn der Biomasse-Kraft-Wärme Kopplungsanlage in St. Pölten
- Größter Ladestationsbetreiber für E-Mobilität mit 3.000 Ladepunkten in Österreich
- Rekordinvestitionen in Höhe von 753,0 Mio. Euro für die Energiezukunft (davon 88,8 % taxonomiekonform)
- Dividendenvorschlag: 0,90 Euro pro Aktie
Energiewirtschaftliches Umfeld
Im Geschäftsjahr 2023/24 war die Witterung in allen drei Kernmärkten der EVN erneut von sehr milden Temperaturen geprägt. Die Heizgradsumme – sie definiert den temperaturbedingten Energiebedarf – lag in Österreich, Bulgarien und Nordmazedonien jeweils sowohl deutlich unter dem Vorjahreswert als auch unter dem langjährigen Durchschnitt. Sowohl das Wasser- als auch das Winddargebot waren sehr positiv. Die Primärenergie- und Energiepreise zeigten sich weiterhin rückläufig. Auch die Preise für CO2-Emissionszertifikate kamen konjunkturbedingt unter den Vergleichswerten des Vorjahres zu liegen. Diese Entwicklungen wirkten sich auch auf die Marktpreise für Strom aus, die im Berichtsjahr ebenfalls einen deutlichen Rückgang verzeichneten. Aufgrund des kontinuierlich ansteigenden Anteils an erneuerbaren Erzeugungskapazitäten im Energiesystem sind die unterjährigen Preisentwicklungen mittlerweile auch stark von saisonalen Effekten beeinflusst.
EBITDA, EBIT und Konzernergebnis unter Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN verzeichneten im Geschäftsjahr 2023/24 einen Rückgang um 13,6 % auf 3.256,6 Mio. Euro. Zurückzuführen war dies insbesondere auf die rückläufigen Großhandelspreise für Strom und Erdgas in allen drei Kernmärkten der EVN. Der in der erneuerbaren Produktion verzeichnete preisbedingte Umsatzrückgang wurde dabei durch höhere Erzeugungsmengen abgeschwächt. Weitere Faktoren waren die geringeren Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung, der witterungsbedingt gesunkene Wärmeabsatz sowie gemäß der Regulierungsmethodik geringere Netztarife in Bulgarien. Auch im internationalen Projektgeschäft reduzierten sich die Umsatzerlöse aufgrund der Fertigstellung der Kläranlage in Kuwait.
Die rückläufigen Großhandelspreise für Strom und Erdgas führten – analog zur Umsatzentwicklung – auch zu einer Reduktion im Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger in Südosteuropa sowie in der Strom- und Wärmeerzeugung. In Summe verringerte sich der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger um 18,7 % auf 1.362,8 Mio. Euro. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand gingen – korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft – um 14,6 % auf 565,8 Mio. Euro zurück.
Kollektivvertragliche Anpassungen sowie eine Zunahme des durchschnittlichen Personalstands waren die Hauptgründe für einen Anstieg des Personalaufwands um 13,1 % auf 473,9 Mio. Euro. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen mit 212,8 Mio. Euro um 5,3 % über dem Vorjahreswert. Sie beinhalten eine bereits im ersten Quartal 2023/24 aufgrund eines Schiedsurteils erforderlich gewordene Wertberichtigung einer Forderung im internationalen Projektgeschäft in Höhe von 22,5 Mio. Euro. Ebenfalls berücksichtigt ist der Energiekrisenbeitrag-Strom.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter ist durch einen negativen Beitrag der Energievertriebsgesellschaft EVN KG von –162,3 Mio. Euro (Vorjahr: –240,3 Mio. Euro) belastet. Hauptgründe dafür waren zwei Bewertungseffekte: die Abwertung der in der Vergangenheit als strategische Reserve beschafften Erdgasvorräte im Ausmaß von 39,7 Mio. Euro sowie die Dotierung von Rückstellungen. Herausfordernde Rahmenbedingungen – insbesondere intensiverer Wettbewerb sowie Einsparungsmaßnahmen und vermehrte Eigenversorgung der Kund*innen aus Photovoltaikanlagen – dämpften den Strom- und Erdgasabsatz und erschwerten die Planbarkeit der Absatzmengen. Beim albanischen Wasserkraftwerk Ashta war im Berichtszeitraum eine neuerliche Wertaufholung in Höhe von 16,8 Mio. Euro (Vorjahr: 11,1 Mio. Euro) erforderlich. In Summe betrug der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter 30,8 Mio. Euro (Vorjahr: –67,6 Mio. Euro). Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum mit 799,4 Mio. Euro um 8,0 % unter dem Vorjahresniveau.
Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich investitionsbedingt um 3,5 % auf 348,3 Mio. Euro. Im Berichtszeitraum waren weiters Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen von insgesamt –24,9 Mio. Euro (Vorjahr: –3,9 Mio. Euro) zu verbuchen. Per Saldo errechnete sich damit für das Geschäftsjahr 2023/24 ein EBIT von 426,2 Mio. Euro (Vorjahr: 528,5 Mio. Euro).
Das Finanzergebnis der EVN belief sich in der Berichtsperiode auf 135,3 Mio. Euro (Vorjahr: 127,6 Mio. Euro). Die hier ausgewiesene Verbesserung ist vor allem auf die höhere Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2023 zurückzuführen. In Summe ergab sich ein Konzernergebnis von 471,7 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 11,0 %.
Solide Bilanzstruktur, Investitionsoffensive und EU-Taxonomie-Verordnung
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des gemäß EVN Strategie 2030 umfassenden Investitionsprogramms bildet. Die Nettoverschuldung lag am 30. September 2024 bei 1.129,3 Mio. Euro (30. September 2023: 1.364,3 Mio. Euro).
Im Berichtszeitraum stiegen die Investitionen auf ein Allzeithoch von 753,0 Mio. Euro an. In den kommenden Jahren bis 2030 sollen sie nochmals auf jährlich rund 900 Mio. Euro gesteigert werden. Wesentlicher Treiber für diesen Anstieg sind einerseits die Anforderungen im Netzbereich, um die notwendigen Voraussetzungen für die Integration der stetig wachsenden Einspeisemengen aus erneuerbarer Erzeugung zu schaffen, und anderseits der Ausbau unserer Windkraft- und Photovoltaikkapazitäten. Auch erweitert die EVN laufend ihr Naturwärme-Angebot durch die Verdichtung von Fernwärmenetzen und den Ausbau von Erzeugungskapazitäten. Im Berichtsjahr wurde in St. Pölten mit dem Bau der fünften Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage begonnen, die rund 30.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme und 15.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen wird können. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant. Mit all diesen Maßnahmen leistet die EVN einen messbaren Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels und für eine CO2-freie Energiezukunft.
Mit dem Ausbau von zusätzlichen 500 Ladepunkten im Geschäftsjahr 2023/24 betreibt die EVN mittlerweile 3.000 eigene Ladepunkte und ist damit Österreichs größter Ladestationsbetreiber. Bis 2030 sind weitere Investitionen in der Höhe von 100 Mio. Euro für eine Ladeinfrastruktur nicht nur für E-Autos und E-Busse, sondern auch E-LKWs und Schiffe geplant. Eine branchenübergreifende, flächendeckende Elektrifizierung des Verkehrs trägt wesentlich zur Erreichung der Klimaziele in Niederösterreich bei.
Energie. Wasser. Leben. – Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
EVN Klimainitiative
Die EVN Klimainitiative als Teil der EVN Kernstrategie 2030 konkretisiert die Dekarbonisierungsziele des Unternehmens. Sie bündelt Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten und definiert Zielsetzungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Im Berichtsjahr wurden die bestehenden Ziele überarbeitet und an die Anforderungen des 1,5°C-Ziels des Pariser Klimaabkommens angepasst. Zeitgleich wurde so auch ein Übergangsplan im Sinn der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) entwickelt. Im Geschäftsjahr 2024/25 sollen diese überarbeiteten Ziele erneut bei der Sciene Based Target Inititative (SBTi) für eine externe, wissenschaftsbasierte Prüfung und Validierung eingereicht werden. Der wesentliche Treiber zur Emissionsreduktion liegt im Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten. Im Geschäftsjahr 2023/24 konnten hier auch erneut gute Fortschritte erzielt werden. Die EVN ist auf einem guten Weg, die Ausbauziele für 2030 (Windkraft 770 MW, Photovoltaik 300 MWp) zu erreichen.
Energiegeschäft
Im Geschäftsjahr 2023/24 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie einen Anstieg um 22,0 % auf 2.799 GWh. Es lagen sowohl das Wasser- als auch das Winddargebot über dem Vorjahreswert. Die hydrologischen Bedingungen übertrafen dabei den langjährigen Durchschnitt. Auch die Kapazitätserweiterungen aufgrund zusätzlich in Betrieb genommener Windparks und Photovoltaikanlagen sowie das Repowering bestehender Windkraftanlagen trugen zu dieser Entwicklung bei. Die thermische Erzeugung ging indessen um –24,4 % auf 519 GWh zurück, da das Wärmekraftwerk Theiß im Berichtszeitraum weniger oft zur Netzstabilisierung genutzt wurde als im Jahr zuvor.
Umwelt- und Wassergeschäft
Auch die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich ist ein zentraler Investitionsschwerpunkt der EVN. Beim aktuellen Großprojekt in diesem Kontext – der Errichtung einer 60 km langen überregionalen Transportleitung von Krems nach Zwettl – wurde der zweite Bauabschnitt großteils fertiggestellt. Im Sommer 2024 startete bereits der dritte und letzte Abschnitt. Die Inbetriebnahme der gesamten Transportleitung ist für das Geschäftsjahr 2025/26 geplant. Im Berichtszeitraum erfolgte auch die Inbetriebnahme einer neuen Naturfilteranlage in Obersulz, und Bauvorbereitungen für eine weitere Anlage in Reisenberg im Industrieviertel haben begonnen.
Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 30. September 2024 an der Planung und Errichtung von insgesamt acht Projekten in Deutschland, Rumänien, Nordmazedonien, Bahrain und Kuwait. Der Vorstand der EVN hat im September 2023 entschieden, den Fokus der EVN Gruppe künftig verstärkt auf das Kerngeschäft im Energiebereich zu legen. Am 10. Dezember 2024 hat die EVN in einer Ad-hoc-Meldung bekannt gegeben, dass sich die EVN AG und die STRABAG SE über die Eckpunkte eines möglichen Verkaufs sämtlicher Anteile an der WTE Wassertechnik verständigt haben. Das Signing der Transaktionsdokumente ist für Ende Februar 2025 in Aussicht genommen.
Dividende und Ausblicks auf das Geschäftsjahr 2024/25
Für das Geschäftsjahr 2023/24 wird der Vorstand der 96. ordentlichen Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 0,90 Euro pro Aktie vorschlagen. Für das Geschäftsjahr 2024/25 erwartet die EVN unter der Annahme eines stabilen regulatorischen und energiepolitischen Umfelds ein Konzernergebnis in der Bandbreite von 400 bis 440 Mio. Euro. Die Dividendenpolitik wird unverändert bestätigt. Die Dividendenausschüttung soll für die Geschäftsjahre ab 2024/25 mindestens 0,82 Euro pro Aktie betragen. Die EVN beabsichtigt, ihre Aktionär*innen an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe zu beteiligen. Mittelfristig wird eine Ausschüttungsquote von 40 % des um außerordentliche Effekte bereinigten Konzernergebnisses angestrebt.
Den Ganzheitsbericht über das Geschäftsjahr 2023/24 finden Sie unter www.investor.evn.at.
17.12.2024 CET/CEST Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch EQS Group AG. www.eqs.com