Münchener Rück Halbjahresbericht 2002
Insgesamt gutes erstes Halbjahr 2002 / Gewinne aus Beteiligungstransaktionen deutlich höher als Vorsorge im US-Geschäft und Wertberichtigungen auf Aktien / Ein Jahr nach WTC: Neu geordnetes Rückversicherungsgeschäft entwickelt sich erfreulich, braucht aber weitere Bedingungsverbesserungen / Schadenbelastung durch Naturkatastrophen begrenzt
Die Münchener Rück hat sich im ersten Halbjahr 2002 gut behauptet. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten sowohl die Wertberichtigungen aufgrund der schwachen Kapitalmärkte als auch die verstärkte Vorsorge im US-Geschäft überkompensiert werden durch hohe Gewinne aus den in den Jahren 2000 und 2001 bereits vorbereiteten Transaktionen mit der Allianz. Der Verlauf des Rückversicherungsgeschäfts war deutlich besser; von den kommenden Erneuerungen vieler Verträge erwartet die Gruppe eine Fortsetzung des positiven Trends bei Prämien und Bedingungen.
Zu den Zahlen des Halbjahresberichts der Münchener-Rück-Gruppe:
Der Konzernumsatz wuchs von 17,1 auf 20,4 Mrd. €. Zu diesem Plus von knapp 20 % hat vor allem die Rückversicherung beigetragen. Der Konzernüberschuss stieg per 30. Juni 2002 auf 4,1 Mrd. € nach 1,3 Mrd. € zur Jahresmitte 2001, das Ergebnis je Aktie von 7,34 € auf 23,15 €, bedingt insbesondere durch die Veräußerungsgewinne aus den Beteiligungstransaktionen. Das erfreuliche Konzernergebnis resultiert zum einen aus einem Gewinn von 4,5 Mrd. € im ersten Quartal, zum anderen aus einem durch die verstärkte Vorsorge im US-Geschäft verursachten Fehlbetrag im zweiten Quartal von 383 Mio. €. Dr. Jörg Schneider, Vorstandsmitglied der Münchener Rück, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am 29. August 2002: „Das erste Halbjahr 2002 zeigt trotz der Überlagerung durch betragsmäßig große Sondereinflüsse und durch die anhaltend schwache Kapitalmarktsituation bereits deutlich die Rückkehr zum Erfolgspfad.“
Rückversicherung: Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30,2 % auf 13,2 Mrd. €. Für das Gesamtjahr rechnet die Münchener Rück hier mit einem kräftigen Umsatzwachstum um rund 14 % auf 25 Mrd. €. Zum Konzernergebnis im ersten Halbjahr steuerten die Rückversicherer 4,9 Mrd. € bei. Die Schaden-Kosten-Quote betrug für das erste Halbjahr 133,1 %, ohne die erhöhte Vorsorge bei der US-Tochter American Re und für Schäden aus dem WTC-Anschlag 102,0 %. Dieser Quote standen 112,7 % für das Gesamtjahr 2001 auf vergleichbar bereinigter Basis gegenüber.
Erstversicherung: Hier erreichte die Gruppe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Beitragssteigerung um 6,7 % auf 8,4 Mrd. €. Zu diesem Zuwachs trugen alle Geschäftsfelder bei, in der Hauptsache aber die Lebensversicherung. Hier wurde die Marktposition nicht nur bei den Riester-Verträgen, sondern bei allen Produktvarianten eindrucksvoll ausgebaut: Der Umsatz in der Lebensversicherung wuchs um 7,7 % auf 3,5 Mrd. €. In der Krankenversicherung stieg das Prämienvolumen um 5,0 %, in der Schaden- und Unfallversicherung um 6,4 %. Die Münchener Rück erwartet für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum in der Erstversicherung um 7 % auf etwa 17 Mrd. €. Der Beitrag der Erstversicherung von ./.47 Mio. € zum Konzernergebnis des ersten Halbjahres war geprägt von den schwachen Kapitalmärkten.
Kapitalanlagen: Zum 30. Juni 2002 stiegen die Kapitalanlagen der Münchener-Rück-Gruppe auf 163,1 Mrd. €. Das Kapitalanlagenergebnis von 9 Mrd. € ist wesentlich gekennzeichnet durch insgesamt 4,7 Mrd. € Veräußerungsgewinne aus den bekannten Beteiligungstransaktionen mit der Allianz. Andererseits schlagen sich wegen der starken Kursrückgänge auf den Aktienmärkten Wertberichtigungen auf die Wertpapiere der Gruppe in Höhe von 1,5 Mrd. € in den Büchern nieder.
Ein Jahr nach dem 11. September 2001: Bewusstsein für Risikoschutz geschärft
Heute, fast ein Jahr nach dem Anschlag auf das WTC, hat die Münchener Rück einen sehr viel besseren Überblick über das Schadenausmaß. Eine Neueinschätzung ist nicht erforderlich; zum 30. Juni 2002 war die Vorsorge für die Schäden aus dem Terroranschlag um 500 Mio. US$ auf 2,6 Mrd. US$ erhöht worden. Die Abwicklung der Schäden wird sich wegen der hohen Komplexität über Jahre erstrecken. Vorstandsmitglied Stefan Heyd zu den Lehren aus dem Ereignis: „Die Risiken nehmen weltweit zu und mit ihnen der Bedarf an Absicherung und Vorsorge. Wichtig ist, dass der Preis für die Übernahme eines Risikos stimmt und dass die Bedingungen in Ordnung sind. Hier sind wir auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel.“ Der 11. September 2001 hat nicht nur in den USA, sondern weltweit das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Rückversicherungsschutz mit hoher Bonität merklich geschärft. Das gilt in gleicher Weise für Großrisiken aus dem Bereich der Naturgefahren.
Überschwemmungskatastrophe: Versicherungsschäden sind überschaubar
Bis zum 30. Juni 2002 hatte die Belastung des Rückversicherungsergebnisses aus Groß- und Größtschäden deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt gelegen. Im Juli und August kam es dann zu einer Häufung von Unwettern mit Starkniederschlägen, vor allem in Deutschland, Tschechien, Österreich und Italien. Auch China und Südasien sind von schweren Überschwemmungen betroffen. Trotz der schwer wiegenden Ereignisse wird sich für die Assekuranz die finanzielle Belastung in überschaubaren Grenzen halten, da die Versicherungsdichte für das Überschwemmungsrisiko insgesamt relativ gering ist. Für die Münchener-Rück-Gruppe könnten sich Schadenbelastungen ergeben in einer mittleren dreistelligen Millionen-Größenordnung, die nach derzeitigem Kenntnisstand unter 500 Mio. € liegen wird.
„Auch in Zukunft wird die Münchener Rück einen ganz bedeutenden Teil ihrer Kapazität für die Rückversicherung von Katastrophenschäden zur Verfügung stellen. Wir sind davon überzeugt, dass dies bei risikoadäquaten Prämien und Bedingungen ein lohnendes Geschäftsfeld sein kann“, sagt Vorstandsmitglied Stefan Heyd.
Die Bereitschaft, für einen erstklassigen Rückversicherungsschutz angemessene Preise zu zahlen, ist mittlerweile deutlich gestiegen. Bei den Erneuerungen der Rückversicherungsverträge zum 1. Januar 2002 und seither konnte die Münchener Rück substanzielle Verbesserungen bei Preisen und Konditionen erreichen. Weitere Verbesserungen in der bevorstehenden Erneuerungssaison sind allerdings unumgänglich. Die Münchener Rück als eine der gesuchtesten Adressen in der internationalen Rückversicherung geht entsprechend optimistisch in die anstehenden Verhandlungen über die Erneuerung der Verträge zum 1. Januar 2003.
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