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Pressemitteilung vom 10.03.2003

Münchener-Rück-Studie „topics Naturkatastrophen 2002“: Stürme und Überschwemmungen prägen die Schadenbelastungen der Versicherer noch stärker als im Jahr zuvor / Wie lassen sich die Auswirkungen von Flutkatastrophen in Mitteleuropa verringern / Im langfristigen Vergleich drastischer Anstieg der Schäden trotz zufallsbedingt unterdurchschnittlicher Belastungen in den letzten drei Jahren / „Geographical Underwriting“ macht Katastrophenrisiken transparenter / Megacitys: Index beschreibt die Gefährdung in großen Ballungsräumen
  • In ihrer heute veröffentlichten Studie „topics Naturkatastrophen 2002“ (PDF-Format, 3,7 MB) analysiert die Münchener Rück die außergewöhnliche Häufung von extremen Unwettern und Überschwemmungen im vergangenen Jahr, insbesondere und im Detail am Beispiel der Flutkatastrophe in Mitteleuropa (Gesamtschäden 13,5 Mrd. €, davon 3,1 Mrd. € versichert).


  • Eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass Naturkatastrophenschäden in den letzten Jahrzehnten weltweit sprunghaft zunehmen, ist die Konzentration von immer mehr Menschen und Sachwerten in gefährdeten Städten und Ballungsgebieten. Erstmals veröffentlicht die Münchener Rück Maßzahlen zur Gefährdung und Schadenanfälligkeit der bedeutendsten Agglomerationen der Erde (siehe Kapitel „Megacitys“).


  • Das versicherungstechnische Instrument „Geographical Underwriting“ erlaubt genauere Aussagen über örtlich auftretende Schadenpotenziale und Kumulrisiken – für die Versicherungswirtschaft ein wichtiger Schritt hin zu einem weiter verbesserten Risikomanagement.


  • Die Studie stellt wie ihre Vorgänger detailliert die Naturkatastrophen des vergangenen Jahres dar und arbeitet außerdem die langfristigen Trends heraus. Eine vorläufige Bilanz der Naturkatastrophen-Schäden 2002 hatte die Münchener Rück bereits am 30. Dezember 2002 bekannt gegeben.



Langzeittrend zeigt überproportionalen Anstieg der versicherten Schäden

Die Naturkatastrophenstatistik der Münchener Rück zeigt: Bei einem Vergleich der letzten 10 Jahre (1993–2002) mit den 60-er Jahren ist die Zahl der großen Ereignisse um das 2,6fache (von 27 auf 70) gestiegen, die volkswirtschaftlichen Schäden – inflationsbereinigt – haben sich dagegen um das 7,3fache (von 75,5 Mrd. US$ auf 550,9 Mrd. US$) und die versicherten Schäden – ebenfalls inflationsbereinigt – sogar um das 13,9fache (von 6,1 Mrd. US$ auf 84,5 Mrd. US$) erhöht. Dieser drastische Anstieg ergibt sich trotz zufallsbedingt unterdurchschnittlicher Belastungen in den letzten drei Jahren.

Die im letzten Jahr beobachteten Extremwerte bei Niederschlags- und Abflussmengen bestätigen, was die Münchener Rück seit langem prognostiziert: Die Versicherungswirtschaft muss sich – auch als Folge der globalen Klimaveränderungen – auf neue Schadendimensionen einstellen.

Flutkatastrophen in Mitteleuropa: Wie lassen sich die Auswirkungen verringern?

Die Ursachen extremer Überschwemmungen sind sehr vielfältig. Die Studie beschreibt am Beispiel der Flutkatastrophe in Mitteleuropa detailliert den Ablauf einer Überschwemmung und ihre unterschiedlichen Einflussfaktoren, also neben den Wetter- und Klimabedingungen die Bodenversiegelung, Flussbegradigungen und die Besiedelung früherer natürlicher Rückhalteflächen. Nach Ansicht der Münchener-Rück-Experten lassen sich die Auswirkungen von Überschwemmungen vor allem dadurch verringern, dass man sich effizienter auf potenzielle Katastrophensituationen vorbereitet. Ein verbessertes Frühwarnsystem, gekoppelt mit einer gut abgestimmten Einsatzplanung, ist notwendig, um größere Schäden zu verhindern oder zu begrenzen. Einen wichtigen Beitrag zur Versicherbarkeit des Überschwemmungsrisikos in Deutschland liefert das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS), entwickelt vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Es identifiziert überschwemmungsgefährdete Gebiete und teilt sie in verschiedene Gefährdungsstufen ein. Danach gibt es in Deutschland lediglich rund 5 % hochgefährdete Lagen, für die – auch in der Diskussion mit staatlichen Stellen – Deckungslösungen noch gefunden werden müssen.

Dr. Gerhard Berz, Leiter des Fachbereichs GeoRisikoForschung der Münchener Rück: „Neben einem verbesserten Hochwasserschutz und der Weiterentwicklung von Frühwarnsystemen ist vor allem eine restriktive Raumplanung auf kommunaler Ebene erforderlich, damit sich die Risiken nicht weiter verschärfen.“

„Geographical Underwriting“ macht Risiken transparenter

Spätestens seit dem 11. September 2001 sucht die Versicherungswirtschaft verstärkt nach neuen Wegen, um ihre Risikoexponierungen noch besser zu erkennen und zu analysieren. Voraussetzung dafür, komplexe Risiken optimal einzuschätzen, sind genaue Kenntnisse etwa über ihre Lage und Haftungssummen. Hier hilft das „Geographical Underwriting“. Dabei kann, zusätzlich zu den bisherigen Informationen über ein versichertes Risiko (wie etwa Gebäudewert, Versicherungssumme), die geografische Lage des versicherten Objekts und seiner Umgebung hausnummerngenau erfasst und analysiert werden (bisher wurden meist nur Daten z.B. auf dem Niveau von Postleitzahlen verarbeitet). Damit werden alle Haftungen – sowohl der Erstversicherer als auch der Rückversicherer – in einer bestimmten Region transparent. Auch lassen sich Schadenpotenziale für jeden Ort der Welt präziser als bisher bewerten; dies erleichtert die Versicherbarkeit vor allem von Kumulrisiken deutlich – beispielsweise für Überschwemmungen oder Terroranschläge in Großstädten.

Megacitys – Neuer Index beschreibt die Risiken großer Ballungsräume durch Naturgefahren

Nach Angaben der Vereinten Nationen nimmt die Verstädterung auf der Erde erheblich zu: Während 1950 knapp 30 % der Weltbevölkerung in Städten lebten, sind es heute über 50 %. Megacitys erreichen inzwischen gewaltige Dimensionen (Einwohnerzahlen von Tokio-Yokohama: ca. 35 Millionen, New York: ca. 22 Millionen, São Paulo: ca. 20 Millionen, Schanghai: ca. 14 Millionen). Immer mehr breiten sich die Städte auch in hoch gefährdete Gebiete wie Überschwemmungs- oder Waldbrandzonen aus.

Für die weltweit 50 größten Metropolen haben die Experten der Münchener Rück einen Index entwickelt, der ihre Risikopotenziale über alle Naturgefahren hinweg einschließlich der Schadenanfälligkeiten und Wertekonzentrationen quantifiziert. Danach weisen Metropolen wie Tokio-Yokohama, San Francisco und Los Angeles erwartungsgemäß besonders hohe Indexwerte auf, andere wie Rio de Janeiro, Delhi oder Lagos deutlich niedrigere, weil dort Werte und Gefährdungen geringer sind. Der Index ermöglicht es erstmals, das Risiko verschiedener Megacitys realistisch miteinander zu vergleichen. Bei entsprechender Kenntnis der jeweiligen Versicherungsdichte lassen sich dann auch Aussagen über das versicherte Schadenpotenzial machen.