Jahresrückblick Naturkatastrophen 2000... Jahresrückblick Naturkatastrophen 2000: Zahl der Schadenereignisse stieg auf neues Rekordniveau / Stürme und Überschwemmungen dominierten die Schadenbilanzen der Versicherer, die diesmal relativ glimpflich davonkamen / Trend zeigt aber weiter nach oben / Megacities - Wachsende Schadenpotenziale In einem detaillierten Bericht über die Naturkatastrophen des abgelaufenen Jahres stellt die Forschungsgruppe Geowissenschaften der Münchener Rück einen neuen Rekord bei der Anzahl der Naturkatastrophen fest: Weltweit hat sie mehr als 850 Katastrophen registriert, hundert mehr als im bisherigen Rekordjahr 1999 und zweihundert mehr als im Mittel der 90er-Jahre. Die Auswirkungen der Elementarereignisse hielten sich diesmal sowohl bei versicherten und volkswirtschaftlichen Schäden als auch bei der Zahl der Todesopfer zufallsbedingt in Grenzen. Das weit gehende Ausbleiben von Größtkatastrophen im Jahr 2000 ist nach Ansicht der Münchener Rück jedoch lediglich eine Atempause: Wegen der steigenden Weltbevölkerung, die in hoch exponierten Gebieten und vor allem in Großstadträumen sogar überproportional zunimmt, und wegen der gleichfalls stark steigenden Konzentration von Sachwerten ist auch künftig mit einer Zunahme bei den Schäden aus Naturkatastrophen zu rechnen; die schweren Erdbeben in El Salvador, Indien und im Großraum von Seattle in den ersten Monaten 2001 belegen die Allgegenwart des Naturkatastrophenrisikos. Die Klimaveränderungen wirken sich vermutlich bereits heute in wachsender Zahl und Intensität extremer Wetterereignisse aus. Im Einzelnen: · Die versicherten Schäden beliefen sich im Jahr 2000 auf rund 8,3 Mrd. US$ (Vorjahr > 20 Mrd. US$). Der Taifun Saomai (rund 1 Mrd. US$), der Mitte September mit hohen Windgeschwindigkeiten und schweren Regenfällen im Nordwestpazifik - hauptsächlich in Japan - tobte, sowie die wochenlangen Überschwemmungen in vielen Regionen Großbritanniens (700 Mio. US$) von Mitte Oktober bis November richteten dabei die größten Schäden an. Obwohl zwei meteorologische Großereignisse, führten der Supertaifun Bilis in China sowie der Taifun Prapiroon in Südkorea zufallsbedingt nur zu mäßigen Schadenbelastungen. Wesentlich stärker schlugen bei den versicherten Schäden Tornados, die im Mittleren Westen der USA regelmäßig große Schäden anrichten, u. a. in Fort Worth, Texas, mit 520 Mio. US$ zu Buche. · Die volkswirtschaftlichen Schäden lagen im Jahr 2000 bei mehr als 30 Mrd. US$, im Vorjahr waren es rund 100 Mrd. US$ gewesen. Diesmal dominierten vor allem Überschwemmungen und Erdrutsche in den Schweizer und italienischen Alpen (rund 8,5 Mrd. US$) sowie die Überschwemmungen in Großbritannien (1,5 Mrd. US$). Der Trend, dass ein immer größerer Anteil der gesamten Schäden versichert ist, hielt im Berichtsjahr an. · Bei den Naturkatastrophen im vergangenen Jahr starben rund 10 000 Menschen (Vorjahr: weit über 70 000), wobei die Überschwemmungen in Asien mehr als die Hälfte der Todesopfer forderten. In Mosambik machten wochenlange Überschwemmungen im Frühjahr eine halbe Million Menschen zu Obdachlosen; insgesamt waren dort von den Fluten 5 Millionen Menschen unmittelbar betroffen. Unter den weltweit erfassten Katastrophen führten Stürme - wie in den Vorjahren - mit mehr als 300 Ereignissen die Jahresbilanz an. Sie dominierten auch die Schadenbilanzen der Versicherer und schlugen mit 75 % der versicherten Schäden zu Buche, gefolgt von Überschwemmungen, die 21 % der Schäden ausmachten. Auf die anderen Ereignisse wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Waldbrände, Frost oder Hitzewellen entfielen nur etwa 4 %. Megacities - Wachsende Schadenpotenziale Trotz der glimpflichen Bilanz im Jahr 2000 kann bei Naturkatastrophenschäden allenfalls von einer Atempause, keinesfalls von einer Trendwende gesprochen werden. Bereits 1997 hatte ein vergleichsweise schadenarmes Jahr den Trend zu immer häufigeren und größeren Naturkatastrophen kurzzeitig unterbrochen, der sich dann aber ungebremst fortsetzte und einen neuen Höhepunkt erreichte: 1999 waren Privatleute, Gewerbe, Industrie, öffentliche Hände und nicht zuletzt die Versicherer wie nie zuvor von den Auswirkungen der Elementarereignisse weltweit in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Jahr 2000 wurden, rein zufallsbedingt, weniger dicht besiedelte Regionen und kaum Großstadträume getroffen. Die Schadenbilanzen der vergangenen Jahre belegen jedoch eindeutig, dass 'Volltreffer' in Städten, Ballungsgebieten oder gar Megacities immer besonders große Schäden verursachen. Das wachsende Schadenpotenzial in Megacities wird von der Münchener Rück in ihrer Studie besonders beleuchtet. Überschwemmungen und Hangrutsche in den Alpen Die Anfälligkeit hoch exponierter Gebiete stellten auch die Überschwemmungen, Erdrutsche und Schlammlawinen im Wallis und Tessin (Schweiz) sowie in den Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Ligurien (Italien) unter Beweis. In einem Katastrophen'portrait' werden diese Überschwemmungen analysiert und notwendige Schlussfolgerungen gezogen. Die Überschwemmungen machten allein in Oberitalien die Evakuierung von 40 000 Menschen erforderlich. Zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe mussten zeitweise ihre Produktion einstellen, da die Zulieferung von Bauteilen ausblieb oder die Infrastruktur große Schäden erlitten hatte. Das Ausmaß der volkswirtschaftlichen Schäden in Italien wird auf über 8 Mrd. US$, das in der Schweiz auf über 360 Mio. US$ geschätzt. Die versicherten Schäden beliefen sich in Italien auf 280 Mio. US$ und in der Schweiz auf 140 Mio. US$. Herbstüberschwemmungen in Großbritannien Wochenlange Überschwemmungen historischen Ausmaßes in vielen Regionen Großbritanniens behandelt die Studie in einem zweiten Katastrophen'portrait'. Die Monate Oktober und November bescherten der Insel die schwersten Flussüberschwemmungen seit 1947. Doch nicht nur die extrem hohen Niederschläge, sondern auch die aktuelle Bebauungssituation trug zu hohen Schäden bei: So waren z. B. in den letzten Jahrzehnten vermehrt Wohn- oder Industriegebiete in überschwemmungsgefährdeten Räumen ausgewiesen worden. Die gesamten exponierten Sachwerte in den überschwemmungsgefährdeten Gebieten Großbritanniens werden mittlerweile auf rund 300 Mrd. US$ geschätzt, wovon allein die Hälfte auf das Themse-Einzugsgebiet mit dem Großraum London entfällt. Der volkswirtschaftliche Schaden der jüngsten Überschwemmungsereignisse des letzten Herbsts liegt voraussichtlich bei 1,5 Mrd. US$, der gesamte versicherte Schaden wird derzeit mit ca. 700 Mio. US$ beziffert. Trend zu häufigeren und größeren Naturkatastrophen hält an Das Jahr 2000 war in einigen Ländern (u. a. in Deutschland) das bisher wärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren. Global gesehen geht es als das bisher sechstwärmste Jahr in die Klimastatistik ein. Im kürzlich veröffentlichten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurden die Prognosen für den weiteren vom Menschen verursachten Anstieg der globalen Mitteltemperatur im 21. Jahrhundert deutlich nach oben korrigiert. Ein Beitrag im Jahresrückblick der Münchener Rück befasst sich deshalb mit neuesten Forschungsergebnissen zur Klimaänderung und mit dem Scheitern des Klimagipfels von Den Haag. Im Zuge des sich abzeichnenden Klimawandels ist künftig mit noch häufigeren und größeren Wetterextremen zu rechnen. Weitere Ausführungen entnehmen Sie bitte der umfangreichen Studie, die Sie im Medienpool auf der Website der Münchener Rück abrufen können. |