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Ad hoc news News vom 24.07.2002

Software AG im ersten Halbjahr 2002 mit Gewinn
  • Anhaltende Nachfrageschwäche bei Softwarelizenzen


  • Servicegeschäft stabil


  • Kostensenkungsprogramm zeigt Wirkung


  • Operatives Ergebnis im 2. Quartal gesteigert


  • Halbjahresgewinn 9 Prozent über Vorjahr



Die Software AG, Darmstadt, hat im ersten Halbjahr 2002 (Geschäftsjahr gleich Kalenderjahr) 17 Prozent weniger umgesetzt als im Vergleichszeitraum des Rekordjahres 2001. Der Gesamtumsatz erreichte 239,8 (Vj. 287,4) Millionen Euro. Durch konsequentes Kostenmanagement wurde das Halbjahr mit einem operativen Gewinn abgeschlossen. Das Nettoergebnis wurde durch Sondererträge aus dem Verkauf von Firmenbeteiligungen zusätzlich erhöht und liegt mit 11,8 (Vj. 10,8) Millionen Euro um 9 Prozent über dem Vorjahr.

Die bereits im ersten Quartal 2002 deutlich gewordene allgemeine Schwäche im IT-Markt hat sich im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres fortgesetzt. Der Umsatzrückgang von 17 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2001 ist vor allem auf deutlich geringere Lizenzeinnahmen zurückzuführen. Sie betrugen im abgelaufenen Halbjahr 55,3 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden noch 100,3 Millionen Euro umgesetzt; darin enthalten waren allerdings 15,5 Millionen Euro Einmalerlöse aus Technologieverkäufen. Das im Frühjahr 2002 erstmals aufgetretene Problem massiver Verschiebungen von Projekten hat sich fortgesetzt. „Wir sind zuversichtlich, dass viele der aus Budgetgründen zurück gestellten Aufträge zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden“, erklärte dazu der Vertriebsvorstand Andreas Zeitler.

Das Servicegeschäft zeigte sich dagegen weiterhin stabil, wobei die Wartungsdienstleistungen auf 102,3 (Vj. 93,7) Millionen Euro zunahmen, während sich die Umsätze für Projektdienstleistungen konjunkturell bedingt auf 81,5 (Vj. 91,9) Millionen Euro reduzierten.

Kunden halten sich bei IT-Investionen weiterhin zurück

Die Lizenzumsätze wurden getragen von den bewährten Großrechnerprodukten, die mit 42,6 (Vj. 61,3) Millionen Euro einen Anteil von 77 Prozent der Lizenzerlöse erreichten. Die Geschäfte mit den langjährigen Kunden zeigten sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001 stabiler als die Electronic Business Sparte, die stärker durch Neukunden und Vertriebspartner geprägt ist.

Der Lizenzverkauf von Electronic Business Software erzielte im ersten Halbjahr 12,7 Millionen Euro (Vj. 39,0 Mio. Euro, davon 15,5 Mio. Euro Einmalerlöse). Die Umsätze waren in beiden Quartalen etwa gleich groß, so dass in diesem Segment noch keine Belebung des Marktes festzustellen ist. Die Kunden bevorzugten einfachere und kleinere Integrationsprojekte, was die durchschnittliche Projektgröße deutlich reduzierte und die Lizenzerlöse für das Produkt EntireX in den ersten sechs Monaten auf 7,3 (Vj. 14,6) Millionen Euro zurück gehen ließ.

Auch der XML Server Tamino erreichte mit 4,6 Millionen Euro nur etwa die Hälfte des Vorjahresumsatzes (8,9 Mio. Euro). Die Software AG ist nach einer aktuellen Studie der IDC mit Tamino weiterhin Weltmarktführer bei XML Datenbanken und konnte ihren Marktanteil auf 47,5 Prozent weiter ausbauen. Hinzu kamen im 2. Quartal erste Lizenzerlöse aus dem Verkauf von Content Management Lösungen in Höhe von 0,5 Millionen Euro.

Neue Ausrichtung im Servicebereich

Die Software AG hat seit Anfang des Jahres ihr Serviceangebot erweitert und auf umfassende Branchenlösungen ausgerichtet. Besonders erfolgreich war die Software AG mit Projekten zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung. Weltweit arbeiten über 500 Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene mit den Systemen aus Darmstadt. Das Schlagwort E-Government steht für die Erweiterung dieser Systeme, um Verwaltungsprozesse per Internet für Beamte und Bürger verfügbar zu machen. Im ersten Halbjahr 2002 wurden solche Projekte vor allem in den USA, Großbritannien und Spanien gewonnen. Der größte Auftrag kam mit rund 5 Millionen Euro aus Deutschland: das Land Baden-Württemberg stellt in den nächsten drei Jahren die gesamte Gerichtsbarkeit auf elektronische Aktenbearbeitung um. Die von der Software AG entwickelte Lösung „JUSTUS“ ist mit Standardsystemen kompatibel und geeignet, auch bei den Justizbehörden in anderen Bundesländern eingesetzt zu werden.

Sequentielles Wachstum im zweiten Quartal

Im zweiten Quartal 2002 zog der Umsatz mit Softwarelizenzen deutlich an und lag mit 30,7 Millionen Euro um 25 Prozent über dem ersten Quartal (24,6 Mio. Euro). Auch Projektdienstleistungen legten im Periodenvergleich leicht zu und stiegen auf 41,5 Millionen Euro (Q1 2002: 40,0 Mio Euro). Die Wartungsdienstleistungen blieben mit 50,8 (Vorquartal 51,5) Millionen Euro stabil. Dementsprechend übertraf der Gesamtumsatz im zweiten Quartal 2002 mit 123,4 Millionen Euro das erste Quartal um 7,0 Millionen Euro (+ 6 %).

Im zweiten Quartal 2002 verbesserte die Software AG ihr operatives Ergebnis vor Steuern auf 5,7 Millionen Euro, nachdem vor Einführung des Kostensenkungsprogramms für das erste Quartal 2002 ein leichter Verlust ausgewiesen werden mußte. Das Vorsteuerergebnis stieg durch Sondererträge auf 26,2 (Vj. 22,7) Millionen Euro, das Nettoergebnis auf 14,1 (Vj. 12,3) Millionen Euro. Der Gewinn pro Aktie beträgt für das zweite Quartal 0,52 Euro.

Kostensenkungsprogramm zeigt bereits Wirkung

Das Unternehmen hatte bereits zum Ende des ersten Quartals Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung ergriffen. Das Kostensenkungsprogramm umfasst Einsparungen in Höhe von über 50 Millionen Euro gegenüber dem Ausgabenplan für das laufende Jahr. Im abgelaufenen Quartal lagen die operativen Gesamtkosten mit 114,2 Millionen Euro nicht nur unter Plan sondern bereits um 10,7 Millionen Euro unter dem Vorjahresquartal. Auch die notwendigen Personalanpassungen wurden weitgehend umgesetzt. Per Ende Juni 2002 beschäftigte die Software AG 3.141 (Vj. 3.488) Mitarbeiter, davon in Deutschland 1.275. Zum Jahresende 2002 soll die Personalzahl bei circa 3.100 Mitarbeitern liegen.

Positives Ergebnis

Für das erste Halbjahr 2002 beträgt das operative Ergebnis vor Steuern 3,7 Millionen Euro. Dieses Ergebnis beinhaltet die seit der US-Akquisition regelmäßig zu verrechnende Firmenwertabschreibung in Höhe von 10,8 Millionen Euro. Hinzu kam ein außerordentlicher Ergebnisbeitrag von 18,5 Millionen Euro, der durch den Verkauf von 6,5 Prozent der Beteiligung an der SAP Systems Integration AG (31,6 Mio. Euro) und Sonderaufwand für Restrukturierungsmaßnahmen (13,1 Mio. Euro) bestimmt war. Der Gewinn vor Steuern für das erste Halbjahr 2002 stieg damit auf 22,2 (Vj. 19,9 ) Millionen Euro. Der Nettogewinn in Höhe von 11,8 Millionen Euro liegt um 9 Prozent über dem ersten Halbjahr 2001 (10,8 Mio. Euro). Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,43 Euro.

Die Bilanz per 30. Juni 2002 weist ein auf 197,4 Millionen erhöhtes Eigenkapital aus. Die Eigenkapitalquote beträgt 43 Prozent. Das Unternehmen hat weiterhin keine Bankschulden und verfügt zum Stichtag über liquide Mittel in Höhe von 66,7 Millionen Euro. Der operative Cash Flow erreichte im ersten Halbjahr 26,4 Millionen Euro.

Ausblick

Das Jahr 2002 zeigt eine sehr unbefriedigende Marktentwicklung, die gekennzeichnet ist von einer Kaufzurückhaltung ungeahnten Ausmaßes, kleineren Projekten mit langen Entscheidungszyklen und sehr volatilen Umsätzen bei Softwarelizenzen. Gegenwärtig lassen sich noch keine Anzeichen für eine Belebung des Marktumfeldes erkennen.

Aufgrund dieser Planungsunsicherheit, die noch erhöht wird durch den akuten Kursanstieg des Euro zum US Dollar, ist die weitere Entwicklung schwer einzuschätzen. Der Vorstand der Software AG richtet das Unternehmen deshalb auf das schwierige Marktumfeld aus und räumt dem Kostenmanagement höchste Priorität ein. Ziel ist, auf Umsatzschwankungen möglichst zeitnah zu reagieren und die Profitabilität weiterhin nachhaltig zu sichern.

Auf Basis der Geschäftsentwicklung des ersten Halbjahres und des eingeleiteten Kostensenkungsprogramms erwartet der Vorstand, auch das zweite Halbjahr 2002 mit Gewinn abzuschließen.